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Leselust

Die Vier Großen Anstrengungen: Ein Lebensprinzip für die spirituelle Praxis – auf und jenseits der Yogamatte

In der buddhistischen Lehre und im Yoga- Text des Patanjali finden wir viele kostbare Anhaltspunkte für ein bewusstes, achtsames und mitfühlendes Leben. Eine dieser zeitlosen Orientierungshilfen sind die Vier Großen Anstrengungen – ein zentrales Prinzip aus dem achtfachen Pfad, das uns helfen kann, öfter mit Klarheit und Herz durch unser Leben zu gehen. Auch in der Yogapraxis können wir sie tief verankern – als Haltung, die unser Üben trägt und weit über die Matte hinauswirkt.

Die Vier Großen Anstrengungen lauten:

  1. Vermeiden, was noch nicht entstanden ist und uns schadet.
  2. Überwinden, was bereits da ist und uns schadet.
  3. Erhalten, was bereits da ist und uns guttut.
  4. Entfalten, was noch nicht da ist und uns guttut.

Diese vier Richtungen der inneren Arbeit sind nicht nur ethische Prinzipien – sie sind praktische Werkzeuge für unser tägliches Leben und für jede Yogastunde. Und sie heißen nicht umsonst die „Großen Anstrengungen“

1. Vermeiden

 Andere Schritte unternehmen, bevor Leid entsteht

Das ist der zentrale Präventionsgedanke. Wie oft bemerken wir, dass ein Gedanke, eine Gewohnheit oder ein Impuls im Alltag Leid verursachen könnte – und wie selten greifen wir ein, bevor er sich entfaltet? In der Yogapraxis lernen wir, mit feiner Wahrnehmung zu spüren, was sich in uns regt. So entsteht die Fähigkeit, Ungutes zu vermeiden, bevor es fest wird – sei es ein innerer Dialog aus Selbstkritik oder eine Haltung, die Spannung statt Weite erzeugt.

2. Überwinden

Das lösen, was uns nicht mehr dient

Manchmal tragen wir alte Muster, Überzeugungen oder körperliche Spannungen mit uns herum, die längst überholt sind. Auf der Matte begegnen wir ihnen – im Körper, im Atem, im Geist. Mit jedem bewussten Atemzug, mit jeder Asana, in der wir loslassen, üben wir, das zu transformieren, was uns begrenzt. Nicht durch Kampf, sondern durch freundliche Ausdauer und Hingabe.Irgendwann sind die Schwierigkeiten mal nicht da. Und das kann gefeiert werden. Das ist ein Erfolg. Nun kommen wir zum folgenden.

3. Entfalten

 Das Gute entfalten

Wie oft übersehen wir das, was bereits gut ist? Unsere Ressourcen, unsere innere Stärke, unsere Verbindung zum Körper. Die Yogapraxis lädt uns ein, das Wertvolle nicht als selbstverständlich zu nehmen. Indem wir zum Beispiel nach der Übung einen Moment innehalten, um Dankbarkeit zu spüren, oder die Leichtigkeit in einer Haltung bewusst würdigen, nähren wir unsere heilsamen Anteile. So schließt sich der Kreis.

4. Erhalten

 Das Gute kultivieren

In jedem von uns wohnen Qualitäten wie Mitgefühl, Klarheit, Geduld oder innerer Frieden. Yoga bietet uns einen Raum, in dem wir diese Samen zum Wachsen bringen können. Ob durch eine regelmäßige Praxis, durch achtsame Selbstreflexion oder durch den Wunsch, präsenter und liebevoller mit uns und anderen zu sein – jede kleine Entscheidung in diese Richtung lässt unser inneres Licht heller leuchten.

“Das Leben ist nicht dazu da, perfekt zu sein. Es ist dazu da, achtsam und wach gelebt zu werden.”

– Jack Kornfield

Einladung zur Vertiefung

Wenn dich dieses Prinzip der vier Anstrengungen angesprochen hat, laden wir dich herzlich ein, es gemeinsam mit uns zu erforschen – in deinem eigenen Tempo und getragen von einer liebevollen Gemeinschaft Yogapraktizierender. Besonders in unserem Kurs “Entspannung+” (immer dienstags 18:00 Uhr) greifen wir diese Themen regelmäßig auf und schaffen einen Raum, in dem Reflexion, Praxis und Stille sich verbinden und wir uns dabei entspannen können.

Wir freuen uns auf dich – auf deiner Matte und in deinem Weg.

Herzlich, Katrin