Was sind meine Beweggründe? Warum handle ich?
Um Antworten zu bekommen, sich inspirieren zu lassen in seinem passiven Widerstand der Gewaltlosigkeit, nahm sich Mahatma Gandhi die Bhagavad Gita zu Hilfe. Das ist ein „großer Gesang“, ein uraltes Textbuch in Versen. Eine indische Schrift.
Die zugrunde liegende Geschichte ist die, dass ein Held, genannt Arjuna, ausgebildet in Kampfkunst, Heerführung, Überleben und Sterben plötzlich erbitterlich zweifelt. Ausgerechnet vor Schlachtbeginn, bezweifelt er seine wahre Natur, seine Ausbildung. Stellt alles in Frage. Unfähig, sich zu rühren. Er bekommt Todesangst und erleidet Höllenqualen der Scham und Reue.
Er fragt sich, was mache ich hier? Ist das richtig? Wenn das alles zu Tod und Schmerz führt, dann kann ich das nicht mehr. Das ist das Ende und der Anfang von etwas Neuem.
Sein Wagenlenker gibt sich als Krishna zu erkennen und vermittelt ihm im Bruchteil von Sekunden, um was es geht. Er unterbreitet ihm die Lehre vom Sein und Handeln. Vom Weg des Yoga.
Alles was Arjuna wissen muss. Die Unterweisung muss innerhalb von Sekunden geschehen sein. So schnell geht Erleuchtung in der Not. Für uns normale Leute, die nicht auf dem Schlachtfeld stehen, heißt es, das ganze Buch lesen und die ganzen Verse genau studieren. Und lernen.
Also nochmal: was ist mein Grund, warum mache ich das? Frage dich das, wenn du etwas vor hast.
Vielleicht hilft das hier weiter: Die meisten unserer Beweggründe entstehen aus Leid heraus. In die Enge getrieben handeln wir. Fix, spontan und hoffen auf schnelle Entspannung und Verbesserung der Lage. Innen wie außen.
Eine anderer Grund ist der Anreiz auf Vergnügen. Ach das tut mir gut, macht Spaß, hier kann ich mich entspannen und mal so richtig abschalten. Endlich Schmerzfrei. Solange ich das tue, was mir Freude macht. Nagelbrett oder Erdbeereis. Eins geht immer.
Nach einer Weile verspüren wir den Drang nach Entlastung wieder. Sowas, ich hab doch gerade alles mögliche gemacht, damit mir wieder gut geht.
Das ist eine Schleife, die einen ordentlich in Rage halten kann. Geistig , körperlich wie emotional. Dieses Ping-Pong-Spiel von Handeln aus Not/ Handeln aus Freude beschäftigt die Menschen. Uns alle. Sagen wir mal die meisten von uns.
Hier gibt es nur einen Weg, eine Lösung. Zunächst mal die eigenen Beweggründe kennenlernen. Handelst du aus Not oder Lust? Was passiert danach? Welches Ziel verfolgst du?
Will ich was-krieg ich was-mach ich was, u.s.w..
Es gibt nur einen Weg da raus: das ist der Weg daraus.
Handeln ohne Zwang, ohne Anhaften, Ehrgeiz und Lusterleben. Hört sich trocken an, öde?? Keine Belohnung? Kein Highlight? Ist es nicht. Tue was getan werden muss. Mach deine Übungen, halte dich an deine Pläne und wirf sie über den Haufen. Bring den Müll raus. Aber handle! Das ist das AUNDO. Kein Zurückblicken und bereuen. Bloß kein Gefängnis mehr aus Leid und Belohnung. Diesen Kreislauf musst du durchblicken und durchbrechen.
Fehler sind für mich persönlich nur noch Schritte ins nächste Level.
Am Ende des Neuanfangs fragt Krishna Arjuna, ob er genau zugehört habe und alles verstanden hat. Arjuna antwortet:
„Die Verblendung ist beseitigt, Erkenntnis habe ich erlangt durch deine Gnade, o Unerschütterlicher. Ich bin gefestigt, die Zweifel sind vergangen. Ich werde handeln, wie du gesagt hat.“
Arjuna hat gekämpft. Und der (Samjaya), der zugehört hat und die Verse verfasst, war gleich mit erleuchtet. Er war Zeuge eines Naturereignisses: Plötzlich hat einer Klarheit und weiß, was er will.
Das ist berauschend.
Deshalb bin ich Yogalehrerin. Weil ich den Leuten und ihren Körpern, ihren Gedanken und Gefühlen so gern zuhöre. Weil ihr Wesen nach einer Yogastunde immer ein bisschen heller strahlt.
Herzliche Grüße und Mut Katrin